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DJ-Portrait - Markus Titschnegg



Hallo Titschy,


im Laufe der Jahre sind mir schon viele Kollegen über den Weg gelaufen, aber keiner von ihnen hat so viel Ehrgeiz und Durchhaltevermögen an den Tag gelegt wie du. Das muß ich echt einmal loswerden. Ich habe dich noch als Nüsser Jung mit weit über hundert Kilo kennengelernt. Kurze Zeit später hast du mehr als 60 Kilo abgenommen, deinen Style geändert und deine eigene Marke „ DJ Titschy „ nach vorne gebracht. Das muß dir erst einmal jemand nachmachen. Wie kam es eigentlich dazu, dass du alles komplett auf dem Kopf gestellt hast ?


Lieber Jörg, vielen Dank für das Kompliment ! Die körperliche Veränderung war einfach gesundheitlich notwendig. Ich habe fast 160kg gewogen, hatte Diabetes und konnte mich kaum noch schmerzfrei bewegen. Ich war fett, unattraktiv und mein körperlicher Zustand war langfristig lebensbedrohlich. Das habe ich so nur nie wahrgenommen. Ich war ja damals schon eine Rampensau und hatte genug Selbstvertrauen, dass an mir abgleiten zu lassen. Aber zum Glück habe ich einen Arzt kennengelernt, der mich gefragt hat, ob ich die Hochzeit meiner Tochter noch erleben möchte, oder ob ich mit dem Selbstmord auf Raten weiter machen möchte. Das hatte gesessen ! Und dann hat es " Klick " gemacht !


In Neuss und Umgebung bist du als " Nüsser Jung " mehr als bekannt. Der Nüsser Jung ist ja schon eine Art Kultfigur geworden. Wie kam es dazu, dass du Sänger geworden bist ?


Das fing in der Jugend an. Ein Freund von mir spielte Gitarre und wir haben die alten KJG-Liederbücher rauf und runter gesungen. Ich hatte auch mal eine eigene Punkband mit 15 oder so… Irgendwann, ich arbeitete als Eventmanager in der Gastronomie und buchte einen Karaoke-Jockey, um ein neues Event-Format in Neuss zu etablieren. Recht schnell habe ich gedacht: " Das kannst Du besser als der ! " Und das habe ich dann auch gemacht. Und dann folgten etwa 10 Jahre als Karaoke-Moderator und -Sänger in den verschiedensten Locations in Neuss und der Düsseldorfer Altstadt. Ich wurde eine Größe in der Karaoke-Szene, habe bei Linus‘ Talentprobe in Köln vor 8.000 Leuten gesungen und den damals größten Karaoke-Wettbewerb der Region " Schlösser sucht den City-Star " moderiert. Mit Vorausscheidungen in 8 Kneipen/Bars und dem großen Finale im Schlösser Zelt auf der Düsseldorfer Rheinkirmes. 4 Stunden live auf centerTV übertragen.


Und dann kam irgendwann der Tag, an dem ich aus Jux und Dollerei auf das Lied " Scheiss drauf ! " von Peter Wackel den Text " Kirmes ist nur einmal im Jahr " für das Neusser Schützenfest geschrieben habe. Eine Schnapsidee. Den Text habe ich am Schreibtisch sitzend amateurhaft mit dem Handy gefilmt kurz vor Neusser Schützenfest bei Youtube online gestellt. Das Video ging steil.Es hatte in zwei Tagen über 10.000 Views. Kurz darauf wurde ich gefragt, ob ich auch eigene Neusser Lieder schreiben könnte. Und dann wurde ich der " Mottoliedsänger " im Neusser Karneval. Der " Nüsser Jung " eben.


Seit geraumer Zeit bist du ja selbstständig. Was hat sich seit dieser Zeit für dich geändert ? Und würdest du diesen Schritt noch einmal machen ? Hast du auch ein paar Tipps für die Kollegen/innen, die mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen ?


Puh. Gute Frage ! Ganz ehrlich ? Ja ! Ich würde es noch mal machen ! Denn die zwei Jahre, die ich als DJ nun hauptberuflich selbstständig bin, waren und sind eine geile Zeit ! Man kommt viel rum. Fährt von Party zu Party. Trifft viele tolle Menschen. ABER (!): Ich habe das für mich NIE als Endlösung gesehen ! Ich werde das nicht ewig hauptberuflich machen. Denn die Selbstständigkeit als kleiner Einzelunternehmer und vor allem als DJ ist ein großes Risiko und eine sehr hohe Belastung ! Ich für mich persönlich habe bereits den Entschluss gefasst, dass ich mein DJ-Business irgendwann wieder als Nebenerwerb laufen lassen werden. Im Hauptberuf werde ich wieder im Bereich Marketing oder Eventmanagement arbeiten. Das mag für viele Kollegen vielleicht verrückt klingen. Denn mein Business ist wirklich ganz passabel angelaufen. Ich bekomme in der Regel mittlerweile gute Gagen, habe ausreichend Anfragen. Ich habe keinen Zweifel, dass sich das sehr gut weiter entwickelt und ich vernünftig davon leben kann. Aber: Man opfert auch verdammt viel in unserem Job. Ich möchte nicht ewig die Wochenenden arbeiten " müssen ". Und manch einen Job nehme ich heute nur an, weil ich im Hauptberuf auf den Umsatz angewiesen bin. Ich habe trotzdem immer noch einen Riesen-Spaß an diesem Job, aber auf diesem Niveau und in dieser Intensivität und Schlagzahl ist das nichts, was ich in 10 oder 15 Jahren noch machen kann oder will. Vielleicht möchte ich auch noch ein zweites Kind. Und da gehört auch eine gewissen Sicherheit dazu. Und die Möglichkeit auch irgendwann mal zu sagen: Ich mache nächstes Jahr vielleicht nur 15 Hochzeiten und 10 große Parties und die anderen Wochenenden verbringe ich mit der Familie. Diesen " Luxus " kann ich mir aber im Moment nicht erlauben.


Kollegen, die sich hauptberuflich als DJ selbstständig machen wollen, kann ich nur raten sich intensiv mit den Zahlen auseinander zu setzen. Wer noch in der Kleinunternehmer-Regelung steckt, braucht eigentlich gar nicht anzufangen, sich darüber Gedanken zu machen. Unter mind. 4.000.-€ Umsatz (variiert natürlich im Einzelfall…) im Monat kann man als selbstständiger Unternehmer meines Erachtens nach nicht vernünftig wirtschaften und leben. Darüber sollte man sich im Klaren sein.


Wenn man dich genauer kennt, dann weiß man, dass du großen Wert auf Marketing legst. Wie hast du es geschafft, deine Marken " Nüsser Jung ", " DJ Titschy ", " DJ Titschy Entertainment " und " Klickvip " auf dem Markt zu etablieren ?


Marketing, Online- & Offline, ist einfach wichtig ! Man kann eine Marke nicht professionell aufstellen, ohne zumindest die Grundlagen zu beherrschen. Wie ich mich auf dem Markt etabliert habe, ist schwierig in einem kurzen Statement zu beantworten. Einigen Kollegen habe ich meine Strategie und meine Vorgehensweise ja beim ersten DJ-Speakerday in meinem Vortrag vorgestellt. Wer Interesse daran hat, kann ich mich gerne anschreiben und ich schicke ihm das Video meines Vortrages zu. Die Quintessenz ist aber immer: Sei authentisch, sei interessant, sei ehrlich !



Viele Dinge, die den Bereich Marketing betreffen wie z.B.das Anlegen einer Homepage, erledigst du selbst. Hast du gerne die Zügel in der Hand und gibst nur ungern Sachen ab oder was ist der Grund dafür ? Interessant finde ich auch einmal zu erfahren, in welchen Bereichen du dich gezielt weiterbildest ?


Ja. Ich arbeite seit jeher schon gerne mit Grafiken. Erstelle Designs und Flyer selbst und habe auch meine Homepage www.dj-titschy.de selbst gebastelt. Aber das liegt nicht daran, dass ich es nur ungern aus der Hand gebe, sondern daran, dass ich einfach damals nicht die Kohle hatte, alles von Profis machen zu lassen. Also habe ich es mir selbst angeeignet. Gerade im Bereich Webdesign ist das aber ein heikles Thema. Meine Homepage werde ich bald von Profis neu erstellen lassen, damit sie nicht nur " schön " ist, sondern auch " performed ". Ich will mich zukünftig auf guten Content konzentrieren und nicht auf technische Umsetzung. Da sind wir auch schon beim Thema Weiterbildung. Zuletzt habe ich einen Zertifikatslehrgang zum Online-Marketing-Manager (IHK) absolviert. Das ist mein Lieblingsthema: " Online-Marketing ". Weil es immer noch total unterschätzt ist und ungeahnte Möglichkeiten bietet. Es gibt auch in unserem Business nur sehr wenige Kollegen, die die Potentiale des Online-Marketings wirklich erfolgreich und sinnvoll nutzen.



Neben deinem Job als Eventmanager bist du natürlich auch noch DJ. Als neusser DJ ist natürlich das Thema Karneval eine große Sache für dich. Aber du bist ja nicht nur im Karneval sehr aktiv, nein – du legst ja seit kurzem auch auf den Arosa-Schiffen auf. Wie kam es dazu und was ist bei diesem Job besonders ?


Ja. Aktuell bin ich vor allem anderen DJ. Das ist mein Haupterwerb. Der Karneval spielt dabei eine große Rolle, weil er mir unendlich viel Spaß macht und eine Herzensangelegenheit ist. Nicht umsonst bin ich ja mittlerweile auch Vizepräsident des Karnevalsausschuss Neuss e.V., unter dessen Regie 24 Karnevalsvereine im Rhein-Kreis-Neuss den hiesigen Karneval organisieren. Aber auch wirtschaftlich ist er für DJs im Rheinland natürlich " die Rettung " in der Jahreszeit, wo eben kaum Hochzeiten und Events stattfinden. In anderen Regionen haben die Kollegen im Januar und Februar oft nur sehr wenige Aufträge. Wenn man im Karneval einen Namen hat, ist da für uns Rheinländer Hochsaison.


Auf die A-Rosa-Schiffe bin ich durch einen Freund gekommen. André Scheidt ist professioneller Moderator und u.a. Stadionsprecher bei Fortuna Düsseldorf und der DEG. Er war früher mal bei AIDA und kennt aus der Zeit den Entertainment-Chef der Arosa. Den habe ich kontaktiert und kurze Zeit später, war ich auf meinem ersten Trip auf einem Flusskreuzfahrtschiff. Rhein & Mosel und die Holland-Route mit Amsterdam und Rotterdam.


Das Besondere dabei ist, dass man eben nicht " nur " DJ ist, sondern " Gastgeber Entertainment ". Man macht nicht nur abends Musik für die Passagiere, sondern moderiert Programme, ist Ansprechpartner für die Gäste, organisiert Spiele, unterhält sich und lernt die Gäste kennen, trinkt mal nen Kaffee und kümmert sich um die Menschen. Dabei habe ich schon so manch eine beeindruckende Lebensgeschichte gehört. Das Durchschnittsalter auf Flusskreuzfahrten ist natürlich ein wenig höher als auf den meisten Hochzeiten. Das ist auch sehr interessant. Man entwickelt sich auch musikalisch und kann in der Lounge eines Flusskreuzfahrtschiffes ganz andere Lieder spielen als sonst. Da entdeckt man auch Themenfelder wieder, die man echt lange nicht gespielt hat oder noch nie. Bei meiner zweiten Reise hatte ich 60 britische Rentner an Bord. Die Ladies gingen total auf Soul Classics und Motown Music ab. Das war grandios und eine tolle Erfahrung. Der angenehme " Nebeneffekt " des Jobs ist natürlich, dass man viel rumkommt. Ich habe in den letzten zwei Jahren auf den Flusstripps neben vielen tollen romantischen Rhein- & Moselstädten eben auch Amsterdam, Rotterdam, Bern, Straßburg, Paris und die Normandie besuchen dürfen. Aber man muss sich natürlich auch darüber im Klaren sein, dass man eben dann auch ein paar Wochen nicht zu Hause ist. Und wenn man eine/n Partner/in und Familie hat, muss man auch das unter einen Hut bringen.


Auf deiner Homepage stehen schon eine Menge toller Referenzen. Wie kommst du an so hochwertige Kunden? Spielt vielleicht auch dein gut ausgebautes Netzwerk und die Zusammenarbeit mit Agenturen eine Rolle ?


Mein Event-Netzwerk ist natürlich die Grundlage meines DJ-Geschäfts. Ohne die vielen Kontakte im Eventbereich hier in der Region hätte ich den Schritt in die hauptberufliche Selbstständigkeit niemals wagen können. Viele Firmen-Events kommen über die Locations mit denen ich schon viele Jahre zusammen arbeite oder für die ich teilweise viele Jahre in verantwortlicher Position gearbeitet habe. Ich war ja 7 Jahre lang leitender Angestellter der größten Event-Gastronomie hier in Neuss, habe Firmen-Events mit über 1.000 Mitarbeitern, Straßenfeste und Sport-Events mit bis zu 30.000 Besuchern und vieles mehr organisiert, sowie ein Team von bis zu 100 Aushilfen geführt und angeleitet. Die Kontakte aus dieser Zeit und die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit meinem alten Chef und seinem Team ist natürlich Gold wert. Du predigst es zurecht immer wieder: Ohne ein gutes Netzwerk kann man in der Branche nicht erfolgreich sein !


Ein Knaller ist ja deine Klickvip Premium Fotobox. Da hast du ja alles auf eine Karte gesetzt und bist auch ein finanzielles Risiko eingegangen. So wie es scheint, hat sich deine Risikobereitschaft aber bezahlt gemacht. Deine neuartige Fotobox in Form eines Spiegels plus die dazu passende Marke Klickvip, hat aus meiner Sicht einen Blitzstart hingelegt. Hast du keine Angst, dass andere Kollegen auf den fahrenden Zug aufspringen, sich auch diese Fotobox zulegen und dein Konzept kopieren ?


Das stimmt nur zum Teil 😉 Richtig ist, dass ich die Premium-Spiegel-Fotobox vermarkte. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass ich da kein finanzielles Risiko eingegangen bin. Auch hier greift das Thema " Netzwerk ". Die Fotobox habe ich gemeinsam mit dem eben bereits angesprochenen Geschäftspartner angeschafft, der die Box auf seinen Events und in seinen Locations einsetzt. Ich vermarkte die Box für ihn nach außen. So hat er eine tolle, einzigartige Fotobox für seine Events, die ihn unterm Strich im Idealfall nichts kostet, weil ich die laufenden Kosten über die externen Vermietungen reinhole. Und ich kann so ein tolles Highlight vermarkten, ohne ein finanzielles Risiko zu tragen. Man kann eben im Netzwerk auch tolle Synergie-Effekte erzielen, wenn man gute Partner hat, auf die man sich verlassen kann !


Angst davor, dass Kollegen das Konzept kopieren habe ich nicht. Ganz ehrlich ? Eine Spiegel-Fotobox lohnt sich für einen klassischen mobilen DJ mit Hochzeits-Schwerpunkt nicht. Dafür ist der logistische Aufwand und die Miete zu hoch. Da lohnen sich andere Fotobox-Konzepte als " Nebengeschäft " für DJs mehr ! Mir geht es dabei viel mehr um das " Image ". Ich möchte mich hier in der Region als Premiumprodukt in einem hohen Preissegment vermarkten. Da wollte ich nicht mit ner selbstgebastelten Holz-Fotobox auf nem Dreibeinstativ um die Ecke kommen, sondern mir auch über diese tolle Fotobox einen Namen machen und Kontakte knüpfen. Hat ja auch ganz gut funktioniert. Immerhin war ich dank der Fotobox auf dem 30. Geburtstag von Anna-Maria-Zimmermann und dem 40.Geburtstag von Lorenz Büffel und konnte auch dort wieder tolle Menschen kennen lernen und Kontakte knüpfen.


Vielen Dank Titschy, dass du dir die Zeit genommen hast, die Fragen zu beantworten.


Sehr gerne, lieber Jörg ! Ich möchte abschließend auch diese Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, dir für deine Arbeit und das " DJ-Tipps.com "-Netzwerk zu danken ! Ohne dieses Netzwerk, die Einflüsse, die Kontakte, die Tipps, die großartigen Kollegen, die Treffen und Ideen hätte ich diese Entwicklung, diesen Weg nicht so gehen können.

Und die von dir vorgelebte DJ-Tipps-Philosophie, sich gegenseitig in der Szene zu unterstützen, unterstütze ich immer wieder sehr gerne. Miteinander netzwerken und arbeiten ist viel produktiver und letztlich viel erfolgreicher als gegeneinander zu arbeiten. Ich sehe heute keine Konkurrenten und Mitbewerber, sondern Kollegen, Kumpel, ja sogar Freunde.

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