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DJ-Portrait - DJ Fosco


Hallo Jan,

erst einmal danke, daß Du Dir noch die Zeit genommen hast, ein paar Fragen zu beantworten. Derzeit herrscht in den Karnevalshochburgen ja der Ausnahmezustand.

Da gibt es für die DJs rund um Köln, Düsseldorf und Mainz bestimmt eine Menge zu tun. Vielleicht ist es für die anderen Kollegen ja mal interessant zu erfahren, was

hinter einem " Karnevals-DJ " steckt.

Wie sieht es denn eigentlich terminlich bei Dir aus ? Wenn man sich Deine

Facebookbeiträge anschaut, bekommt man den Eindruck, daß Du fast täglich

als DJ unterwegs bist.

Terminlich sieht es bei mir gut aus. Im November hatte ich schon ein paar karneva-

listische Veranstaltungen. Im Januar steigert sich das dann mit Kostümparties,

Mädchensitzungen, Tollitätenempfängen etc. und endet im Februar mit dem

bunten Straßenkarneval. Das steigert sich also mit der Zeit. In den letzten zwei

Wochen bin ich tatsächlich fast täglich unterwegs. Meistens 4-5 Tage am

Stück, beginnend bereits unter der Woche.

Es ist ja nicht immer leicht, an Aufträge bei Vereinen

zu kommen. Wie hast Du es geschafft, so oft für

verschiedene Veranstaltungen gebucht zu werden ?

Bist Du selbst Mitglied in den jeweiligen Vereinen

oder eilt Dir Dein guter Ruf voraus ?

Ich bin in keiner Karnevalsgesellschaft Mitglied. In

meiner Region gibt es viele. Meiner Meinung nach müßte

man, wenn dann überall Mitglied sein, damit man es sich

nicht mit irgendwem verscherzt. Ich bin und bleibe " neutral "

und versuche zu allen einen sehr freundschaftlichen Kontakt

zu pflegen. Es ist wichtig, zumindest die " Entscheider " zu kennen, also die Literaten (=Programmgestalter), Sitzungspräsidenten usw.. Umso mehr, desto besser. Bereits als Kinderprinz lernte ich schon damals viele Karnevalisten kennen. Die meisten sind immer noch aktiv und das kommt mir heute noch zu Gute. Die meisten Jobs entstehen aber eindeutig durch Mundpropaganda. Seit elf Jahren lege ich an Weiberdonnerstag in ein und derselben Location auf.

Wir haben damals quasi bei null angefangen und sind mittlerweile genötigt, zeitweise

bis zu drei Stunden einen Einlassstopp zu verhängen. Viele Kunden kennen mich von dort. Das ist ein Ruf, den ich mir über viele Jahre hart erarbeitet habe. Natürlich haben sich auch meine Kontakte zu den Kölner Bands mittlerweile rumgesprochen - genauso

wie meine Bootlegs und Remixe. Ich denke, unter dem Strich kommen das ganz gute

Gründe zusammen.

Welche Aufgaben fallen für Dich als Karnevals-DJ an (z.B.der Aufbau der Technik/Moderation/Unterstützung der Live-Band usw.) ?

Als Karnevals-DJ gibt es einige Anforderungen zu erfüllen. Neben dem Umgang mit der

jeweiligen Technik (Auf- und Abbau, sowie der Bedienung) gilt es auch spontan bei den

verschiedenen Veranstaltungen zu reagieren: Mal spielt man nur einen Trommelwirbel,

ein andermal zusätzlich die Ein- bzw.Ausmarsch-Musik ein. Eins ist sicher: Nicht nur der

Tusch muss punktgenau eingespielt werden. Durch thematisch passende Einspielungen

(beispielsweise: plötzliche Wartezeit mit dem " Jeopardy " - Song überbrücken) kann

man noch so manchen zusätzlichen Lacher bei Büttenreden o.ä.generieren.

Grundsätzlich braucht man ein gutes Archiv und ein super Timing. Auch muss man sehr gut mit dem Mikrofon umgehen können und mit den karnevalistischen Ritualen vertraut

sein. Manchmal muss man eine Situation retten, gelegentlich nur unterstützend am Rande aktiv sein oder man ist voll im Ablauf als vollwertiger Moderator integriert.

Flexibilität ist gefragt !

Bei Live-Bands beschränkt sich die Tätigkeit in der Regel auf das Bereitstellen der benötigten Anschlüsse. Meistens zwei XLR-Steckplätze (links/rechts) und einen

230V-Steckplatz. Die meisten Bands reisen mit eigenem Material und Tontechniker

samt " Backliner " (=Aufbauhelfer) an und sind nahezu autark. Gelegentlich braucht man

ein paar DI-Boxen oder mehrere Mikrofone. Dies erfragt man in der Vorbesprechung und

entnimmt die nötigen Informationen aus den aktuellen (!) " Technical Rider "

(=Bühnenanforderung) der jeweiligen Band.

Gerade im Karneval sind ja Live-Bands gefragt. Gestaltest Du zusammen mit den Bands die Abende oder bist Du eher für das " Warm-Up " und die Pausen zuständig ?

Die Bands gestalten ihre Darbietung grundsätzlich in Eigenregie und wahren somit ihre

künstlerische Freiheit. Wünsche werden seitens der Veranstalter immer mal wieder an die Bands herangetragen. " Spielt doch man XYZ - das ist doch so schön ".

Viele kommen solchen Wünschen gerne nach, da die Bands ihre Songs ja mehrmals

täglich spielen. Daher kommt Abwechslung manchmal mehr als gelegen. Andere variieren die Reihenfolge, manche die Versionen, manche Bands tauschen sogar zwei, drei Lieder aus, um nicht abzustumpfen.

Bands, mit denen ich befreundet bin, stimmen sich mit mir gerne mal wieder ab, um

eine Dramaturgie zu erzeugen oder zu halten. Es bringt ja nichts, wenn ich das Publikum vor den Bands so aufheize, das die Band nicht mithalten kann. Da muss man sich zurücknehmen. Auch das ist für eine gute Veranstaltung immens wichtig. Sinnvoll ist es auch zu wissen, wann man wie eine Zugabe beim Publikum provozieren kann oder aber

elegant entschuldigen muss. Meistens letzteres, weil der Zeitplan bei den Bands in der

Hochphase zu eng ist.

Um auf Deine Frage zurück zukommen: Je nach Veranstaltungsart gestalte ich das

Warm-Up, die Pausen, die After-Show-Party und übernehme auf Wunsch auch die

gesamte Moderation. Ich habe mich auf diese " Disziplin " spezialisiert. Es ist eine Kunst

für sich, einen Flow zu generieren, der allen Beteiligten zusagt. Mit den " Räubern "

(" Denn wenn et Trömmelche jeht " u.v.a.) haben wir ein abendfüllendes Programm:

Band plus DJ. Wir schaffen dadurch nicht nur einen Mehrwert für die Gäste, sondern steigern auch beim Veranstalter den Umsatz, da kein Stimmungstief entsteht.

(Quelle: DJ Fosco/Tanja Geis Eventfotografie)

Wird die Technik vor Ort eigentlich immer gestellt oder bist Du dafür verantwortlich ?

Mit der Technik variiert dies. Mal ist es für mich ein " Koffer-Job ", ein andermal bringe

ich alles mit. Daher muss man sich mit allen technischen Komponenten grundlegend

auskennen. Ich bevorzuge jedoch meine eigene - damit kenne ich mich aus und kann im Notfall improvisieren. Wenn die " fremde " Technik mal nicht funktioniert, kann dies schnell auf mich zurückfallen. Ich stehe da ja ebensfalls im Rampenlicht. Nicht der Techniker. Ich übernehme aber nicht die Verantwortung für fremde Technik. Daher arbeite ich ebenfalls mit einem " Technical Rider " - nur so kann ich garantieren, das alles klappt, wenn das Material extern gestellt wird.

Viele Veranstaltungen finden ja auch unter der Woche statt. Nimmst Du Dir für die " Hochsaison " generell Urlaub ?

Für die " Hochsaison " nehme ich mir keinen Urlaub, da ich dies hauptberuflich ausübe.

Sollte sich dies mal ändern, würde ich vermutlich angesammelte Überstunden abfeiern -

im wahrsten Sinne des Wortes ! Es gibt doch nichts Schöneres, als fremde kostümierte Menschen friedlich miteinander singen, tanzen und lachen zu sehen, oder ?!?

Das stimmt !!! Ich wünsche Dir noch viele tolle Veranstaltungen und danke, daß Du uns einen Einblick in Deinen Job gegeben hast.

Bildquelle: www.dj-fosco.de


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